Viele Schwangere kennen dieses Gefühl: eine Art Trennungsschmerz am Ende der Schwangerschaft. Der werdenden Mutter wird klar, dass sie gerade die letzten Tage mit ihrem Baby in völliger Verbundenheit (Symbiose) verbringt. Nie wieder wird sie ihrem Baby körperlich so nahe sein können und die Bewegungen so intensiv wahrnehmen. Diese Gewissheit bringt zeitweise ein Gefühl der Melancholie mit sich. Der Abschied von dieser Schwangerschaft steht kurz bevor. Wie kann man sich bewusst mit diesem Abschied auseinandersetzen? Für viele Frauen, die bei dem 1. Kind bereits älter sind, stellt sich zudem die Frage, ob dies womöglich die letzte Schwangerschaft in ihrem Leben sein wird. Dieser Gedanke macht die bevorstehende “Trennung” von der Schwangerschaft natürlich nicht leichter.
Die letzten Wochen der Schwangerschaft (der Mutterschutz) wird von vielen Schwangeren als eine Zeit erlebt, in der sie sich noch einmal ganz intensiv selbst erleben und sich mit sich selbst auseinandersetzen können. Sie nehmen Termine (wie z.B. Schwangerenyoga, Vorsorge, Geburtsvorbereitungskurs) wahr, in denen sie sich in Ruhe mit sich und ihrem Körper beschäftigen können. Diese Zeit wird mit der Geburt zunächst auch zu Ende gehen – dann wird erst einmal der Fokus auf dem Kind und dessen Bedürfnissen liegen und die Zeit für einen selbst in den Hintergrund rücken.
Treffen mit Freunden werden in den letzten Wochen vor der Geburt auch meist ganz bewusst erlebt – so viel Ruhe beim Erzählen, Essen gehen, Kaffee trinken etc. wird man in der nächsten Zeit wohl nicht mehr haben.
Das Ende der Schwangerschaft bedeutet nicht nur eine erste Trennung vom Kind, sondern auch ein (vorläufiges) Verabschieden von der Zweisamkeit innerhalb der Partnerschaft (beim 1. Kind). Die werdenden Eltern spüren, dass nach der Geburt nichts mehr so sein wird wie vorher: sie werden sich durch dieses Ereignis verwandeln, sich gegenseitig anders kennenlernen und sich als Familie und nicht mehr nur als Paar definieren. Wie kann man diese Zeit bewusst gestalten und miteinander freudig erleben?
Viele Paare nutzen die letzten Wochen und Tage vor der Geburt, um noch einmal Dinge miteinander zu unternehmen, die in der ersten Zeit mit Baby erst einmal nicht mehr so einfach möglich sein werden (z.B. Kinobesuch, in Ruhe Essen gehen, ein Entspannungstag in der Therme…). Ich halte es für ganz wichtig, diese vorerst letzte Zeit der Zweisamkeit freudig zu gestalten und miteinander zu erleben, damit man, wenn das Baby da ist erst einmal nichts vermisst und sich an dem freuen kann, was als Familie neues entsteht.
Um das Ende der Schwangerschaft nicht als zu “abrupt” zu erleben, kann es hilfreich sein die Nabelschnur nicht unmittelbar nach der Geburt durchzutrennen (natürlich nur, wenn es medizinisch möglich ist) und noch einen Moment zu warten, um eine Art Zwischenschritt zu haben: zwischen der körperlichen Verbundenheit in der Schwangerschaft und dann auch noch einmal bewusst außerhalb des Bauches der Mutter durch die Nabelschnur verbunden zu sein, bevor diese dann endgültig getrennt wird.